Est-ce que la sélectivité sociale peut rééquilibrer les budgets publics?

Les transferts sociaux en temps de crise:

Mercredi 21. Novembre 2012 à 18.30 au Carré Rotondes

avec

  • Karin Manderscheid – Femmes en détresse
  • André Roeltgen – Chambre des Salariés
  • Pierre Bley – Union des entreprises Luxembourgeoises
  • Robert Urbé – Caritas-Luxembourg

Table Ronde organiseé par Green European Foudnation,  Gréng Stëftung & Caritas Luxembourg

Il y a eu de nombreuses discussions autour de la sélectivité sociale au courant des derniers  mois. Les propos se situaient toujours entre l’objectif de faire des économies sur les transferts sociaux et celui d’atteindre plus de justice sociale.

Pourtant, il faut constater que la plupart des propositions faites visaient surtout les économies financières sans nécessairement être accompagnées par des calculs précis et sans se référer aux objectifs sociétaux des transferts sociaux.

En effet, certains transferts tel que le RMG visent plus particulièrement les plus défavorisés de la société, d’autres, par contre, visent à maintenir une large cohésion sociale. Ceci est par exemple le cas de l’assurance maladie ou des prestations familiales. Les cotisations sont solidaires, chacun y contribue sans regard à ses propres besoins mais en relation à ses revenus. En revanche les prestations sont universellement les mêmes pour tout le monde. Ceci se vérifie à de nombreux égard, mais pas toujours vis à vis des frontaliers.

Caritas Luxembourg et Gréng Stëftung ont décidé de regarder de plus près ce qu’il en des potentiels d’économie à court terme pour les différents types de transferts sociaux. Nous n’avons pas tenu compte pour cela de l’assurance vieillesse étant donné qu’une profonde réforme est en gestation et nous n’avons pas analysé les questions systémiques des autres types de transferts sociaux. Pourtant l’étude était fructueuse, elle permet de comprendre en quelques pages le fonctionnement des différents transferts, les principaux bénéficiaires et leurs caractéristiques socio-économiques. De nombreux scénarios d’économies ont pu être vérifié quant à leur impact financier et social.

Le résultat est inéquivoque : le potentiel d’économie, sans réformes structurelles, est largement inférieur aux attente si on ne veut pas mettre en question la cohésion sociale dans son ensemble. Pourtant il y a du potentiel dans le détail qui ne devrait être négligé.

Téléchargez l’étude:20130331 Etude transferts sociaux vers2

Téléchargez uniquement les conclusions: 20130331 Etude transferts sociaux vers2conclusion

Schiefergas -Eldorado für Luxemburg?

Konferenz und Diskussionzum Thema

Potential und Risiken der Schiefergasförderung in Luxemburg

Mittwoch, den 24. Oktober um 18.30
Carré Rotondes 1, rue de l’Aciérie-Luxbg

Vortrag von

Dr. Romain Meyer,
Geologe am Centre for Geobiology der Universität Bergen

Anschliessend Podiumsdiskussion mit
Claude Turmes, Europaabgeordneter (déi gréng) und dem Publikum

Dr. Romain Meyer, Luxemburger Dozent, ist Experte im Bereich der Forschung um Schiefergas. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit hat er das Potential und die Risiken der Schiefergasförderung in Luxemburg genauer analysiert.
Claude Turmes, Europaabgeordneter, widmet sich den Herausforderungen einer sicheren, sauberen und bezahlbaren Energieversorgung für Luxemburg und Europa.

Die Euphorie um Schiefergas erreicht Luxemburg.

Am 8. Oktober 2012 hatte die Universität unter dem Titel: Shale Gas – a solution to EU’s energy problems ? eine Konferenz zur Förderung von Schiefergas organisiert. Während dieser Werbeveranstaltung wurde auch auf ein scheinbar hohes Potential von Schiefergas im Süden Luxemburgs hingewiesen.

Löst Schiefergas unsere Energieprobleme?

Die Gréng Stëftung möchte in dieser Debatte kritischere Meinungen und unbelichtete Aspekte zu Wort kommen lassen. Dazu hat sie den Luxemburger Geologen Dr. Romain Meyer eingeladen, der an der Universität Bergen in Norwegen über die Möglichkeiten und Auswirkungen der Schiefergasförderung forscht. Dabei hat er auch das Potential von Schiefegas in der Minette Region unter die Lupe genommen. Er wird die interessanten Resultate seiner Forschung verständlich erklären und dabei auch auf die Risiken der Förderung von Schiefergas eingehen.

Der Europaabgeordnete Claude Turmes, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament, wird diese Forschungsergebnisse in den Kontext der allgemeinen EU-Energiepolitik stellen und Wege zu einer sicheren, sauberen und bezahlbaren Energieversorgung aufzeigen.

Die Konferenz wird auf Luxemburgisch gehalten, es darf selbstverständlich auch auf Deutsch, Französisch oder Englisch gefragt werden.

organisiert von der  Green European Foundation in Zusammenarbeit mit der Gréng Stëftung – Luxembourg

Warum in die Ferne schweifen?

Table Ronde

Eine polyzentrische Wirtschaftsentwicklung der Großregion?

Montag 26.03.12 um 18:30
Im Cercle Cité – AUDITORIUM CITÉ

Presserevue Disc Economie

Langfassung der Transkription (nur auf Französisch): DebatEconomielongfr

Teilnehmer:

  • M.  Patrick Weiten,
    Président du Conseil Général de la Moselle
  • Mme. Mannes-Kieffer Elisabeth,
    Premier conseiller de gouvernement im Luxemburger Wirtschaftsministerium
  • M. Luc Henzig,
    Partner bei PriceWaterhouseCoopers

Moderation :
Carlo de Toffoli & Mike Mathias,
Gréng Stëftung

Nach Auffassung unserer Gäste, befinden die Teilregionen der Großregion sich auf wirtschaftlicher Ebene tendenziell eher in einer Konkurrenzsituation: Beispiele für spontane Zusammenarbeit oder Konzertierung auf institutioneller Ebene werden häufiger, bleiben in ihren Augen aber die Ausnahme. Obwohl die Teilregionen sich ihre Wirtschaftsnischen suchen, ist bisher keine wirkliche Komplementarität entstanden. Daraus ergeben sich mehrere Probleme, welche den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Dynamik in der Großregion beeinträchtigen: Lohnunterschiede, Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, Mangel an Synergien, usw.

Die Unausgewogenheit ist nicht dermaßen ausgeprägt, dass Luxemburg der einzige Wirtschaftsmotor in der Großregion wäre. Im Gegenteil: Projekte wie die „Megzone von Illange“ in Lothringen illustrieren den Polyzentrismus in der Großregion, der sich nach Ansicht der Gesprächsteilnehmer noch stärker entwickeln sollte. Die Logik hinter einem solchem Argument fasst Luc Henzig aus der Pespektive Luxemburgs zusammen: „Heute muss man die Komplementarität anstreben. Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Investitionen unserer Nachbarn auch wichtig für Luxemburg sind. Je reicher unsere Nachbarn, umso besser unsere eigenen Zukunftsaussichten. Wir wissen schließlich nicht, wie die luxemburgische Wirtschaft sich entwickeln wird. Wenn sie abflaut, müssen wir uns auf die Dynamik unserer Nachbarn verlassen können.“ Der Präsident des „Conseil Générale de la Moselle“, Patrick Weiten, argumentiert auf ähnliche Weise und betont: „Die ganze Großregion profitiert von einem Projekt wie der „Megazone“, weil Arbeitsplätze und Logistikinfrastrukturen geschaffen werden.“

Ein sensibles Thema für die Großregion ist die Zukunft ihrer Stahlindustrie. Das Argument der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bedroht die Arbeitsplätze in diesem Sektor. Für unsere Gäste ist das Problem jedoch kaum auf Ebene der Großregion zu lösen. Patrick Weiten ist der Meinung, dass „wir hier nur reagieren können und versuchen, Arbeitsplätze zu retten. Man bräuchte aber eine Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.“ Weil eine Verständigung über mögliche gesamteuropäische Strategien dort aber nicht stattfinde, seien die einzelnen Regionen zu Alleingängen gezwungen: Patrick Weiten beispielsweise setzt seine Hoffnungen für die lothringische Stahlproduktion in das sogenannte ULCOS-Projekt (Ultra-Low CO2 Steelmaking), dessen Finanzierung aber noch nicht garantiert ist und wiederum von europäischen Geldern abhängt. Elisabeth Mannes-Kieffer bedauert, dass in der EU Umwelt- und Klimaschutzbedenken Priorität haben. Als Ausgleich müsste es ihrer Meinung nach zusätzlich eine „richtige sektorspezifische Industriepolitik geben.“ Und Luc Henzig ergänzt, dass man sich fragen muss, „ob die Nachfrage in Europa hoch genug bleiben wird. Ansonsten ist die einzige Überlebenschance für die europäische Stahlindustrie, dass die Transportkosten enorm steigen und der Import von Stahl sich nicht lohnt.“

Während der Diskussion wurde ein Thema immer wieder angeschnitten: Der Mangel an „Governance“, d.h. einer institutionalisierten Zusammenarbeit zwischen Teilregionen, besonders im Bereich der Wirtschaftspolitik. Unsere Gäste haben betont, dass wiederholt Versuche von Politikern und Wirtschaftsakteuren unternommen werden, sich über gemeinsame Strategien zu verständigen. Es bleibe aber noch viel zu tun. Luc Henzig formuliert die Situation folgendermaßen: Die Bereitschaft „miteinander zu sprechen“ nehme zu. Patrick Weiten erklärt, dass die Großregion in Frankreich keine anerkannte „Tatsache“ sei: „Obwohl die Regionen viel Autonomie genießen, laufen die bilateralen Beziehungen zu unseren Nachbarn immer noch größtenteils über die Regierung in Paris.“ Trotzdem würden Fortschritte gemacht, beispielsweise sei ein gemeinsames „Elektro-Car-Sharing“-Projekt gemeinsam mit der Luxemburger Regierung auf die Beine gestellt worden, so Weiten: „Und ich bin überzeugt, dass wir uns auch in anderen wichtigen Dossiers einigen können!“

Elisabeth Mannes-Kieffer wendet ein, dass die Zusammenarbeit auf bilateraler und trilateraler Ebene bereits jetzt gut funktioniere: „Man sollte also nicht zu pessimistisch sein. Konkrete Zusammenarbeit findet statt. Beispielsweise wurde kürzlich die Zusammenarbeit innerhalb der ‚Commission intergouvernementale franco-luxembourgeoise’ institutionalisiert. Hier werden viele gemeinsame Probleme angesprochen, wie die Situation der Grenzgänger, das Gesundheitswesen, ULCOS, Logistik, usw.“ Dann gebe es auch noch das Projekt der „polyzentrischen Metropolregion“. In dessen Rahmen würden in erster Linie Fragen der gemeinsamen Landesplanung behandelt: „Hier ist eine enge Zusammenarbeit geplant. Vielleicht machen wir nur den Fehler, die Öffentlichkeit zu wenig über unsere Aktivitäten zu informieren!“

Eine Veranstaltung der Green European Foundation mit Unterstützung der Gréng Stëftung Lëtzebuerg, gefördert mit Geldern des Europäischen Parlamentes.

Film documentaire: Inside Job

une analyse détaillée des mécanismes 
de l’effondrement du système financier

le lundi 6 février 2012 à 20.30

Cinémathèque de la Ville de Luxembourg

Place du Théâtre

Eclatée en 2008 avec les « subprimes » et continuant de faire ravage en Europe avec la crise des dettes souveraines et celle des banques, la deuxième grande crise financière après celle de 1929 est loin d’être résolue.
Des millions de personnes ont perdu leur emploi et/ou leur maison et pas uniquement aux Etats-Unis. 
Au travers d’enquêtes approfondies et d’entretiens avec des acteurs majeurs de la finance, des hommes politiques et des journalistes, le film retrace l’émergence d’une industrie scélérate et dévoile les relations nocives qui ont corrompu la politique, les autorités de régulation et le monde universitaire.

A l’issue de la projection une discussion se fera avec les représentants des organisateurs de la soirée.

104 min. version originale avec sous-titres français

Tickets : www.luxembourgticket.lu

organisé par la  Gréng Stëftung, etika et ATTAC Luxembourg avec l’appui de la Cinémathèque de la Ville de Luxembourg

Bande annonce, fiche complète du film et critiques de la presse français :

http://www.allocine.fr/film/fichefilm_gen_cfilm=180398.html

Extraits de presse :

  • Inside Job traces the history of the crisis and its implications with exceptional lucidity, rigor and righteous indignation. Washington Post
    By the end Mr. Ferguson has summoned the scourging moral force of a pulpit-shaking sermon. That he delivers it with rigor, restraint and good humor makes his case all the more devastating. New York Times
    The definitive screen investigation of the global economic crisis, providing hard evidence of flagrant amorality — and of a new nonfiction master at work. Variety
    Non seulement «Inside Job» offre une analyse détaillée des mécanismes qui ont conduit à l’effondrement du système financier international à l’automne 2008, mais il ajoute des informations, des pistes de réflexion qui étaient restées jusqu’ici à l’arrière-plan, ou tout simplement cachées. Le Monde
  • (…) Chef-d’oeuvre (…) d’efficacité. Libération
  • On suit «Inside Job» comme un thriller. Nerveux, vif. Vu l’aridité et la complexité du sujet, c’est une performance. Télérama

Conférence: La crise de l’Euro: Décryptage et remèdes


Les politiques européennes face à la crise des banques
et des dettes souveraines

avec Christian Chavagneux

Rédacteur en chef adjoint de la revue
Alternatives Economiques et auteur de Une brève histoire des crises financières – La Découverte (2011)

Mercredi, 1er février 2012 à 20.00

Claude Turmes à l’écoute de l’exposé brillant de Christian Chavagneux au Carré Rotondes.

Formation organisée par Gréng Stëftung en coopération et avec l’appui du député européen Claude Turmes du groupe des Verts/ALE

Destination unknown?

Ein touristisches Image für die Großregion 2030?

Dienstag, den 17.05.11

Die vollständige Transkription kann hier heruntergeladen werden:
DiskussionTourismuslang

Teilnehmer:

  • Markus Tressel, Saarland, Mitglied des deutschen Bundestages, tourismuspolitischer Sprecher von Bündnis90/Die Grünen, Obmann im Tourismusausschuss
  • Jo Kox, Geschäftsführer des Casino-Forum d’Art Contemporain, Koordinator der Museen der Stadt Luxemburg
  • Georges Heiderscheid, Referent Großregion des Office National du Tourisme ONT
  • André Simoncini, Galerist und Hotelier in Luxemburg

Kurzfassung der Diskussion

1. Ein Marketingkonzept für die Großregion?

Markus Tressel findet, dass am Anfang eines großregionalen Tourismusmarketingkonzepts ein markanter Eigenname stehe. „Saar-Lor-Lux“ und „Großregion“ seien aber keine Namen, die „bei einem Reisenden positive Assoziationen wecken könnte.“ Aber auch über die Namensuche hinaus gebe es viel am Marketingkonzept zu feilen, denn obwohl die Großregion im Herzen Europas liege „haben wir es bisher nicht geschafft die Attraktivität der Region nach außen richtig zu vermarkten.

Mit Blick auf die Darstellung der Großregion nach außen, weist Heiderscheid darauf hin, dass die Teile der Großregion so verschieden seien, dass es durchaus gerechtfertigt sei, sie anders zu vermarkten: „Wir sollten das Problem des Marketings deshalb vom Kunden her angehen. Ein Kunde träumt nicht von Rheinland Pfalz oder der Großregion an sich, er träumt von gutem Essen, von kulturellen Erlebnissen in interessanten Städten, vom Radfahren, vom Familienspaziergang, oder vom Geschichte entdecken.“ In der Praxis habe man dies bereits versucht: „Wir haben zum Beispiel eine Karte mit den touristischen Highlights der Großregion und einen großregionalen Gastronomieführer mit Schwerpunkt auf regionaler Gourmetküche herausgegeben. All dies aber ohne das Wort Großregion als Markenname zu benutzen, weil wir der Meinung sind, dass das nicht sexy klingt.“

André Simoncini findet, man müsse die Frage nach dem Marketingkonzept anders stellen: „An erster Stelle sollte es uns doch um einen sozialen Zusammenhalt in der Großregion gehen und der wird nicht von Wirtschaft, Tourismus oder Kultur sondern von Menschen gemacht.“ Kultur und Wirtschaft seien nicht der Zweck an sich sondern Mittel zum Zweck der Integration einer Gesellschaft. Das internationale Image der Großregion hänge natürlich von der Originalität und Vielfalt des kulturellen Angebots ab, aber dieses müsse auf einem authentischen gesellschaftlichen Unterbau fußen – die „soziale Maschine“ füttere das kulturelle Angebot, nicht umgekehrt.

2. Die Großregion als Kulturdestination?

Jo Kox erklärt, dass die Großregion als Kulturdestination werbe um zwei verschiedene Besuchergruppen: Menschen von außer- oder innerhalb der Großregion. Zum zweiten Besuchertypus bemerkt er enttäuscht: „Umfragen aus dem Centre Pompidou in Metz zeigen, dass das Mudam in Luxemburg oder das Saarlandmuseum keinen zusätzlichen Besucher durch die Eröffnung des Publikumsmagneten in der Region gewonnen haben.“ Interessant sei auch, dass die meisten Besucher aus Lothringen selber kommen und die „Eroberung“ des lothringischen Publikums sei erfahrungsgemäß keine einfache Aufgabe: Schon im Kulturjahr 2007 seien die Museumsbesucher jeweils in ihrem Land geblieben, obwohl das Konzept großregional ausgerichtet war. Die Museen würden deshalb ab nächstem Jahr selber als „Reisebüros“ aktiv: „An den Wochenenden fahren wir mit unseren Gästen einen Tag nach Metz und die Metzer bringen ihre Gäste nach Luxemburg.“

3. Die Großregion als touristischen Raum entwickeln – Zusammenarbeit in der Praxis

Dass es noch kein ausgereiftes Konzept zur Attraktivitätssteigerung der Großregion als Tourismusziel gebe, so kritisiert Markus Tressel, sei „die Folge einer mangelhaften Zusammenarbeit zwischen den Teilen der Großregion“. Eine erfolgreiche Tourismusstrategie, „die für die Großregion einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert hat, entsteht aber nur, wenn wir neben unseren jeweiligen Potenzialen auch Geld und Anstrengung in einen gemeinsamen Topf schmeißen.“ Erst dann könne man das Thema Großregion geordnet angehen und die Herausforderung mit Perspektive auf das Jahr 2030 erfolgversprechend angehen. Dazu müsse man die Tourismusstrukturen anpassen und nicht weiterhin fünf verschiedene Stände bei internationalen Tourismusmessen haben.

Georges Heiderscheid bestätigt diese Analyse teilweise. Die sechs, in ihrer Struktur komplett verschiedenen Tourismusstrukturen in der Großregion bestünden teilweise schon sehr lange und könnten nicht so einfach geändert werden. Trotzdem funktioniere die Zusammenarbeit punktuell sehr gut: Mit dem Saarland und Rheinland Pfalz habe das ONT ein gemeinsames Marketingprojekt bestehend aus Innen- und Außenmarketing, sowie Qualifizierungs- und Kooperationsmaßnahmen, das bis 2014 umsetzen möchten.

Jo Kox hat mit den Kultureinrichtungen eine ähnliche Erfahrung gemacht. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Strukturen in der Großregion sei schwierig zu koordinieren. Er nennt ein Beispiel: „Für unser ‚Mono’-Projekt wollten wir eine gemeinsame Eintrittskarte zum Preis von zehn Euro.“ Die Idee sei am Widerstand verschiedener Einrichtungen gescheitert, „weil die Franzosen keine drei Groschen für die Luxemburger und die Luxemburger nicht drei Groschen für die Franzosen ausgeben wollen, was schade ist!“

4. Tourismus in der Großregion – eine Frage der Verkehrspolitik?

Im schlechten Transportnetz spiegele sich am deutlichsten die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den Teilen der Großregion und äußert sich am offensichtlichsten. Projekte zur autofreien Anreise sowie zum massiven Ausbau des öffentlichen Personennahverkehr sollten, so Tressel, auch in der Großregion initiiert werden. Zum Beispiel sei es heute für einen der fast 100.000 Besucher der Keltenausstellung in der Völklinger Hütte im Saarland nicht möglich mit einem Kombiticket schnell und preiswert andere Sehenswürdigkeiten in der Großregion zu besuchen.

Georges Heiderscheid weist darauf hin, dass es in Luxemburg bereits die „Luxembourg Card“ gibt, die Eintritts- und Fahrkarte verbindet: „Sie enthält Eintrittskarten für 55 Museen und Schlösser sowie ein Fahrticket für den sämtlichen öffentlichen Verkehr.“ Es gebe auch eine „Rheinland Pfalz Card“, eine „Saarland Card“ und einen „Lorraine Pass“ und „es wäre fantastisch, wenn wir 2030 einfach einen Tourismuspass für die ganze Großregion hätten! Aber heute ist das immer noch schwierig.“ Auch mit dem Fahrrad ist es bisher nicht so einfach die Großregion zu erkunden. Georges Heiderscheid bedauert, dass es kaum Angebote und auch kein Informationsmaterial für Radausflüge gebe.

5. Träumen von der Großregion im Jahr 2030

„Aus grüner Perspektive“ wünscht Markus Tressel sich, dass die Entwicklung des Tourismussektors hauptsächlich der Großregion selber wirtschaftlichen Nutzen bringe. Regionale Wirtschaftskreisläufe sollten gestärkt werden, also einen ökologischen, einen ökonomischen und einen sozialen Mehrwert haben. Idealerweise gebe es im Jahr 2030 „eine anstelle von sechs Tourismusorganisationen und in Europa insgesamt haben wir das Thema nationalstaatliche Grenzen überwunden haben, mit der Folge, dass auch die Mobilität in der Großregion wächst und wir uns nicht mehr als Luxemburger oder Saarländer identifizieren sondern als Bewohner einer wunderbaren europäischen Region.“

André Simoncini kann sich vorstellen, dass die Großregion zu einer Gesellschaft zusammenwächst und gemeinsame Entscheidungsstrukturen hat. Die verschiedenen Teile sollten aber weiterhin auf ihre Einzigartigkeiten beharren, „denn in dieser Vielfalt liegt ein wichtiger Schlüssel zum Bestehen der Großregion nach innen sowie eine große Anziehungskraft der Großregion nach außen.“

Georges Heiderscheid meint, sein Traum sei natürlich etwas „touristischer“: „Ich wünsche mir, dass wir 2030 wirklich auf die verschiedenen Bedürfnisse der Besucher eingehen können, egal ob er ein Wander-, Radfahr-, Gastronomie-, oder Kulturfreund ist.“ Dann hoffe er auch, dass man die Leute aus der Großregion dazu überreden könnte, für ihre Reisen in der Großregion zu bleiben, „um die anderen Teilregionen wirklich kennenzulernen und sich mit den Menschen dort auszutauschen.“

Jo Kox übernimmt die Rolle des Pessimisten und geht davon aus, dass die Kluft zwischen Politikern und Menschen in der Großregion wachsen wird. Zwar würden die Menschen die Großregion wahrscheinlich tatsächlich beleben und erleben – „wir würden schlieslich alle gerne mit dem Zug oder dem Bus durch die Großregion reisen können“. Die Politiker hingegen – und besonders jene in Luxemburg –  täten sich schwer damit, „die Privilegien unseres Inseldaseins abzuschaffen und Reichtum zu teilen – vor allem solange die Pendler kein politisches Mitspracherecht haben“. Die Großregion scheitere also wahrscheinlich an der Politik, die ihren Worten keine Taten folgen lasse und daher „die Mauern an den administrativen Grenzen eher noch wachsen als einreißen lässt“.

Großregion mit Universalwissen?

Grenzüberschreitende Bildung 2030

Mercredi, 6. April 11

Eine vollständige Transkription des Diskussion können sie hier herunterladen: DebatUniversitaetlongde

TeilnehmerInnen

  • Tina Schöpfer (Referentin für Interregionales und Europa im Bildungsministerium des Saarlandes)
  • Rolf Tarrach (Rektor der Université du Luxembourg)
  • Lisa Harms (Studentin in einem grenzüberschreitenden Master-Studiengang)

Leitung: Robert Garcia (Vorsitzender «Gréng Stëftung”)

Kurzfassung der Diskussionsrunde

Kooperation und Komplementarität: „Universität der Großregion“

Ausgangspunkt der Diskussion war die Frage, wie vernetzt der Universitäten der Großregion heute sind. Konkret stand zur Debatte in welchem Maß das 2008 lancierte Projekt der „Universität der Großregion“ die Kooperation zwischen den verschiedenen Institutionen und die Mobilität der Studierenden verbessert hat.

Rolf Tarrach erläuterte zunächst welche praktischen Errungenschaften bereits erzielt wurden und welche Hindernisse noch bestehen: „Es gibt mittlerweile trinationale Master- und Bachelorstudiengänge“ aber „die Souveränität bleibt bei den jeweiligen Universitäten und Entscheidungen werden vor allem lokal getroffen.“ Das Konzept sei aber nicht auf innerregionale Konkurrenz ausgerichtet und diene vielmehr dem Zweck die Attraktivität der gesamten Großregion nach außen zu stärken. Dieses Argument unterstreicht Rolf Tarrach: „Bezeichnenderweise hat sich die Universität Luxemburg in ihrem Vierjahresplan das Ziel gegeben die Zahl der Studierenden, die nicht aus der Großregion kommen, zu vergrößern – wir wollen beispielsweise mehr Studierende aus unseren Zielländern Bulgarien und Rumänien.

Lisa Harms erkennt aus studentischer Perspektive durchaus praktische Vorteile in einer verstärkten Komplementarität der Universitäten in der Großregion. Zum Beispiel könnten Studenten der Universität Saarbrücken davon profitieren politikwissenschaftliche Kurse, die in Saarbrücken fehlen, an anderen Universitäten in der Großregion belegen. Bedauerlicherweise sei das aber noch nicht Gang und Gäbe und derzeit auch noch nicht so einfach zu organisieren.

So „multi-kulti“, wie das Konzept es vorsieht, ist das Studium in der Großregion heute in der Praxis scheinbar noch nicht. Lisa Harms kann aus ihrer Erfahrung berichten, dass die Universität der Großregion auf dem Campus leider noch nicht „sichtbar“ ist. Das Projekt der Universität Großregion sei durchaus eine sinnvolle Idee, habe aber noch nicht die gleiche Anziehungskraft wie die klassischen binationalen Programme erlangt.

Den Weg zum kulturellen Austausch ebnen: Schulbildung in der Großregion

Wenn der Traum von einer Universität der Großregion mit noch mehr Mobilität im Jahr 2030 Realität werden soll, muss dafür schon in Grund- und Sekundarschule eine Grundlage geschaffen werden: Aber welche Rolle spielen die Sprachen der Großregion und der interkulturelle Austausch an den Schulen?

Pierre Lang verweist zunächst auf die Austauschprogramme, die es sogar schon auf Ebene der Schulen gibt, wie beispielsweise das „Comenius Regio Projekt“ zwischen dem Saarland und Lothringen. Solche Programme seien jedoch eher die Ausnahme als die Regel weil es an öffentlichen Geldern zur Unterstützung von Austausch- und Kooperationsprojekte fehle.

Dabei, so betont der Referent im Saarländischen Bildungsministerium, seien Sprachkompetenzen und interkulturelle Kompetenzen für alle Schüler wichtig. Besonders wichtig sei, dass der grenzüberschreitende Austausch auch zum selbstverständlichen Teil der Berufsausbildung würde, dann „könnten wir junge Menschen erreichen, für deren berufliche Aussichten Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenzen sehr wichtig sind, die wir aber mit den klassischen Schul- und Universitätsaustauschprogrammen nicht erreichen“. Grundlage für solche Programme sei natürlich, so Pierre Lang, dass die Schüler in der Großregion mehr als nur Englisch als Fremdsprache lernen, sondern weiterhin auch die Sprachen ihrer Nachbarländer.

Träumen vom Bildungssystem der Großregion im Jahr 2030

Lisa Harms stellt sich den Idealfall so vor, dass 2030 endlich eine Grundvoraussetzung für die Mobilität der Studenten in der Großregion geschaffen wurde: „Es gibt gute öffentliche Verkehrsverbindungen zu einem erschwinglichen Preis, also zum Beispiel nach deutschem Vorbild des Semestertickets.“ Die Unterschiede zwischen den Universitätskulturen sollten aber unbedingt bestehen bleiben und nicht durch eine regelrechte Fusion der Universitäten verwischt werden, da dies dem Reiz des grenzüberschreitenden Studierens schade.

Pierre Lang wünscht sich, dass der grenzüberschreitende Austausch bis 2030 stärker demokratisiert wird. Das bedeute, dass eine grenzüberschreitende Ausbildung im Jahr 2030 für alle Schüler eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Zusätzlich wäre es ideal, „wenn nicht alle diese interkulturell kompetenten und mehrsprachigen Schüler und Studenten die Großregion zur Berufsausübung direkt verlassen. Wenn sie ihre Erfahrungen nicht vor Ort weitervermitteln können, dämpft das meiner Meinung nach die Dynamik, die wir mit einem solchen Ausbildungssystem anstoßen möchten.“

Rolf Tarrach ist weniger optimistisch. Welche Rolle die Vielsprachigkeit in der Großregion im Jahr 2030 noch spielen könne, wisse er nicht. Er könne sich zwei mögliche Szenarien vorstellen: „Geht die Dreichsprachigkeit zugunsten des Englischen verloren, verliert das Projekt seinen Mehrwert. Behalten wir sie bei, wird es auf jeden Fall kompliziert und auch teurer.“ In jedem Fall sei er sich einer Sache sicher: öffentliche Gelder für Bildung und Mobilität würden bis dahin sicherlich knapper. Sein Rezept lautet, dass nicht der Staat, sondern die Eltern der Studierenden in Zukunft mehr für die Bildung ausgeben müssen.

Die Luxemburger «Gréng Stëftung»

  • Die Gréng Stëftung wurde Ende 2009 gegründet, als sich die «Green European Foundation» in Luxemburg etablierte. Ähnlich wie die Heinrich Böll Stiftung in Deutschland oder Etopia in Belgien versteht sich die den Grünen nahe stehende Organisation als unabhängiger Think Tank, der, auf Zukunftsvisionen wie dem “Green New Deal” aufbauend, wichtige Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung abseits und jenseits der Tagespolitik aufgreift und sowohl mit befreundeten Organisationen und BürgerInnen als auch mit Kontrahenten diskutiert und daraus konkrete Vorschläge erarbeitet.

Die Green European Foundation

Die Green European Foundation ist eng verbunden mit der Grünen Europäischen Partei und der Greens/EFA Fraktion im Europäischen Parlament und wird vom Europäischen Parlament gefördert.

Ihr Ziel ist die Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit.

Die Stiftung versteht sich als eine Ideenwerkstatt, betreibt politische Bildung über Grenzen hinweg und ermöglicht die Vernetzung im Rahmen eines Grünen Europäischen Netzwerks.

www.gef.eu

2030 arbeiten wir alle in Metz ?!


Diskussionsrunde zur Raumplanung in der Großregion

Espace Culturel Carré Rotondes

Datum: 26.01.11

Teilnehmer:

  • Paul Emering, Chambre de Commerce
  • Blanche Weber, Mouvement Ecologique
  • Nico Clement, Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg, OGB-L
  • Andrea Hartz, agl – Angewandte Geographie, Landschafts-, Stadt- und Raumplanung

Moderation :

  • Mike Mathias, Gréng Stëftung

Ein vollständige Transkription der Gesprächsrunde kann hier heruntergeladen werden: DebatAmenaglongde

1. Was soll Landes- und Raumplanung mit Blick auf die Großregion bewirken?

Die vier Rundtischteilnehmer erkennen in der Raumplanung ein wichtiges Instrument, mit dem Entwicklungen in Wirtschaft, Sozialem und Umwelt im gemeinsamen Interesse geplant werden können. Blanche Weber findet, dass Raumplanung letztlich ein Ausdruck dessen sei, „wie wir uns ein gutes Leben vorstellen“. Sie solle sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren und zuallererst die Frage stellen: „Wie definieren wir Wohlstand? Bedeutet das Wachstum, oder Verteilungsgerechtigkeit. Zweitens, sei die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Landesplanung eine lebhafte Beteiligung der Bürger. Für Nico Clement stellt sich die Frage nach der Landesplanung nicht allein als politische Frage nach einer funktionierende Umverteilung zwischen wirtschaftsschwachen und wirtschaftsstarken Teilen der Großregion, sondern auch als ideologische Frage, „ob die Wirtschaft es überhaupt noch zulässt, dass die Politik gestaltend eingreift. Oder genügt es, dass die Politik ein Verwalter ist, der die arbeitende Bevölkerung zu möglich günstigen Bedingungen zur Verfügung stellt?“

2. Lagebeschreibung

Die Lagebeschreibung fällt allgemein negativ aus. Paul Emering beklagt, dass der politische Willen fehle, um eine gemeinsame grenzüberschreitende Landesplanung umzusetzen und Wirtschaftstandorte zu definieren. Andrea Hartz beschreibt die bisherige Zusammenarbeit als Schönwetterpolitik: „Was gut und einfach geht, das macht man. Konfliktreiche Themen, wie die Vernetzung von Strukturen und die Vermeidung von Doppelstrukturen – Stichwort Flughäfen, Einkaufszentren – werden nicht angegangen.“

3. Entscheidungsstrukturen

Auch bei den Entscheidungsstrukturen ähneln sich Analyse der Mankos der Redner. Beispielhaft ist Nico Clements Festsstellung, dass das asymmetrische Machtverhältnis zwischen und die unterschiedlichen Handlungsspielräume von den Verhandlungspartnern ein großes Problem für eine solidarische Großregion sind. Andrea Hartz ergänzt, dass die grenzüberschreitende Kooperation bisher fast ausschließlich eine Domäne der öffentlichen Akteure sei: „Wirtschaftspartner sind in die großen grenzüberschreitenden Fragestellungen nur marginal eingebunden. Auch zivilgesellschaftliche Akteure sind kaum vertreten, was damit zusammen hängt, dass in der Großregion immer gleich ‚kleine Außenpolitik’ betrieben wird und öffentliche Akteure somit die Kompetenz für sich beanspruchen.“

4. Luxemburg in der Großregion

Dieser Diskussionspunkt hat unterschiedliche Standpunkte erkenntlich gemacht. Das Saarland, so Andrea Hartz, könne mehr an der Stärke der luxemburgischen Wirtschaft Teil haben, wenn die Zusammenarbeit kohärenter wäre. Ein wichtiger Schritt wäre eine bessere Vernetzung der Städte. Bisher, so ihr Fazit, „hapert es beim öffentlichen Personennahverkehr über Luxemburgs Landesgrenzen hinaus noch gewaltig“. Blanche Weber befürchtet jedoch, dass Luxemburg weiterhin versuchen wird, die Früchte seines Wachstum für sich alleine zu nutzen, um das eigene Sozialsystem zu erhalten. Erwägungen zu einer gerechteren, ausgewogeneren und gemeinsamen Raumplanung in der Großregion seien ausgeschlossen. Auch Nachhaltigkeitskriterien würden bei dieser einseitigen Wettbewerbspolitik außen vor gelassen. Paul Emering teilt diese Kritik nicht ganz. Schließlich sei jede Region dafür verantwortlich, für ihren eigenen Standort zu werben. Zwar spiele der Wettbewerb untereinander heutzutage eine geringere Rolle als der gemeinsame Wettbewerb mit anderen Regionen und Ländern. Aber: „Solange es keine ausgewiesenen Wirtschaftszonen in der Großregion – und demnach auch einen Mechanismus zu deren Bestimmung – gibt, wird dieser Wettbewerb bestehen.

5. Träumen von der Großregion im Jahr 2030

Andrea Hartz wünscht sich, dass die Großregion in 20 Jahren eine gemeinsame, umfassende Strategie für eine nachhaltige Raumentwicklung entworfen hat und sich nach innen und außen wie ein „Europa im Kleinen“ darstellt. Idealerweise sei die Raumplanung dann direkt an die Alltagsrealität der Bürger angeknüpft: „der kulturelle Austausch ist lebendig, die großen Städte sind untereinander mit dem öffentlichem Personennahverkehr gut vernetzt und die Infrastrukturen in den verschiedenen Teilen der Großregion ergänzen sich“.

Blanche Weber entwirft die Vision einer nachhaltigen Großregion, in der es nicht allein um die Maximierung des Wirtschaftswachstums geht, sondern soziale Fragen und Freizeitgestaltung berücksichtigt werden. Umverteilung, der Erhalt von natürlichen Freiräumen, eine autarke Energieproduktion und möglichst viel lokale Lebensmittelherstellung zählt Weber zu den wichtigsten Eigenschaften.

Nico Clement schließt sich Blanche Weber an: „An erster Stelle müssen wir wissen, wo es überhaupt hingehen soll. Das können auch schon sehr einfache Dinge sein: Ein funktionierendes Transportnetz, die richtigen Entscheidungsstrukturen und –kompetenzen auf den richtigen Ebenen, Zusammenarbeit bei den Universitäten und keine Doppelstrukturen bei den Wirtschaftsaktivitäten.“

Eine Veranstaltung der Green European Foundation mit Unterstützung der Gréng Stëftung Lëtzebuerg, gefördert mit Geldern des Europäischen Parlamentes.

Vom Tankparadies zur grünen Energieoase ?

Nachhaltige Energiepolitik in der Großregion

Rundtischgespräch

Mittwoch, den 20.10.10 um 18.30

Espace Culturel, Carré Rotondes

1, rue de l’aciérie, Luxembourg-Hollerich

Teilnehmer:

  • Tom Eischen, Wirtschafts- und Außenhandelsministerium, Luxemburg
  • Dr. Dieter Ewringmann, Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut an der Universität Köln
  • Nicola Saccà, Saarländisches Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr / Referat Klimaschutz, Energiepolitik, Erneuerbare Energien
  • Martina Holbach, Greenpeace Luxemburg
  • Claude Turmes, Europaabgeordneter

Moderation:

Robert Garcia, Präsident “Gréng Stëftung”

Eine vollständige Transkription der Gesprächsrunde können Sie hier nachlesen: Vom Tankparadies zur grünen Energieoase ?

- ZUSAMMENFASSUNG -

1. Visionen von der großregionalen Energielandschaft im Jahr 2030

Martina Holbach kann sich für Europa insgesamt vorstellen, dass die Erneuerbaren Energien bis 2030 bereits den gesamten Energiebedarf der Privathaushalte und der Industrie decken. Eine genaue Prognose für die Entwicklungen in Luxemburg und der Großregion grenzt ihrer Meinung nach aber an Kaffeesatzleserei, weil hier kaum über sinnvolle Zukunftsszenarien diskutiert wurde. Vor allem die Entwicklungen im Bereich des Treibstoffexports und der Industrie seien heute schwer absehbar.

Claude Turmes hält es für möglich, dass die Erneuerbaren Energien 2030 einen Anteil von 65 Prozent am Stromverbrauch erreichen, weshalb Kohle- und Atomkraftwerke bis dahin abgeschaltet werden könnten. Gas hingegen sei als Ersatzenergiequelle zu dem Zeitpunkt noch nicht entbehrlich. Die meisten Fahrzeuge würden in zwanzig Jahren mit Strom fahren und auch die meisten Gebäude nicht mehr mit fossiler Energie beheizt.

Diesen Enthusiasmus teilt Dieter Ewringmann nicht. Seiner Meinung nach überfordern uns die vorhandenen technischen Möglichkeiten gesellschafts- und sozialpolitisch, weshalb die Geschwindigkeit der Anpassung geringer sein werde, als die meisten Studien heute in Aussicht stellen.

Tom Eischen betont, dass Luxemburgs Energieversorgung heute zu 99 Prozent importabhängig ist und geht davon aus, dass diese Abhängigkeit auch durch Energieproduktion in der Großregion nicht gedeckt werden kann: „Auch hier wird bis 2030 nicht genug Energie für den Eigenbedarf produziert.“ Der Anteil der erneuerbaren Energien könne bis 2020 je nach Verbrauchstruktur höchstens bei 4 oder 8 Prozent liegen.

Nicola Saccà rechnet damit, dass bis 2030 die Hälfte des Strombedarfs in der Großregion aus erneuerbaren Energien kommt. Wegen der großen, energieintensiven Industrien läge man damit wahrscheinlich etwas unter beispielsweise dem bundesdeutschen Schnitt.

2. Überlebt das „Luxemburg Modell“ die Energiewende?

Tom Eischen beschreibt das Problem in Kurzform: „Wächst die Wirtschaft, dann wachsen auch Bevölkerung und Energienachfrage.“ Die Lösung läge primär darin, die Energieeffizienz zu fördern. Was energiepolitisch sofort wünschenswert wäre, müssen wir mit Rücksicht auf die Bürger und Unternehmen schrittweise einführen.“ „Eine Energiewende ist ein langwieriger Prozess, wenn er stabil sein und von der Gesellschaft getragen werden soll.“

Dieter Ewringmann hält es für unwahrscheinlich, dass es Luxemburg auf absehbare Zeit gelingen wird, die enorme Zunahme der Energienachfrage vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln. Auch der Anteil der Erneuerbaren am Energiemix werde wohl nicht wesentlich ansteigen. Als Hauptgrund nennt er den fehlenden politischen und gesellschaftlichen Willen, vom Tanktourismus abzulassen.

Dem hält Martina Holbach entgegen, dass die Politiker unbedingt mutiger und vorausschauend sein müssten, da die Energiekosten schnell ansteigen und das ganze Wirtschaftssystem vor riesige Herausforderungen stellen werden.

3. Gelingt die Energiewende durch mehr Kooperation in der Großregion?

Mehr Verantwortung für energiepolitische Entscheidungen auf kommunaler Ebene wäre in Martina Holbachs Augen eine mögliche Lösung,  bis 2020 oder 2030 energieautark sein zu wollen. Bisher fehle Spielraum für mögliche Kooperationen mit anderen Gemeinden in der Großregion.

Nicola Saccà sieht konkrete Kooperationsmöglichkeiten bei Einzelprojekten: „Im Bereich Biogas gab es bereits einen Austausch mit Luxemburg, von dessen Erfahrungen das Saarland auch in Zukunft profitieren kann.“

Claude Turmes stellt fest, dass eine großregionale Wirtschaftspolitik heute immer noch schwierig sei. Dem stellt er seine Vision der Großregion als „Green Center of Excellence“ entgegen. In folgenden sechs Bereichen könne die Wirtschaft zusammenarbeiten: Niedrigenergiehäuser,Fassaden-Engineering’, Prozessoptimierung, Elektromobilität und Car-Sharing, Forschung zur Soziologie und Psychologie nachhaltiger Verhaltensweisen und grüne Finanzprodukte.

Dieter Ewringmann wendet ein, dass die Projekte, die Claude Turmes nennt, einen Quantensprung in der großregionalen Zusammenarbeit voraussetzen. In Deutschland habe man Erfahrungen mit interkommunalen Kooperationen und wisse seither, dass solche Abstimmungsprozesse, die letztlich eine Konkurrenz um Standorte sind, nur funktionierten, wenn es gemeinsame Planung und/oder wenn es einen Finanzausgleich gebe.

Tom Eischen nennt das Enovos-Projekt als Beispiel dafür, dass die unternehmerische Zusammenarbeit in der Großregion funktioniert. Eine Zusammenarbeit in der Energiepolitik gelinge aber nicht so leicht, vor allem bei der Harmonisierung von Gesetzen gebe es große Hindernisse.

Rundtisch: „Große Region auf kleiner Spur“

2030, Stau – ewiges Pendlerschicksal ?

Eine Veranstaltung der Green European Foundation mit Unterstützung der Gréng Stëftung Lëtzebuerg, gefördert mit Geldern des EU Parlaments (Luxemburg, den 5. Oktober 2010)

Teilnehmer:

  • Claude Wiseler, Verkehrsminister Luxemburg
  • François Bausch, Verkehrsschöffe LuxCity
  • Prof. Heiner Monheim, Verkehrswissenschaftler an der Uni Trier
  • Guy Harau, Referent für grenzüberschreitende Mobilität des Conseil Régional de Lorraine (Les Verts/Europe Ecologie)
  • Daniel Béguin, Vize-Präsident des Conseil Régional de Lorraine (Les Verts/Europe Ecologie)
  • Xavier Georges, Berater im wallonischen Mobilitäts-Ministerium
  • Ekkehart Schmidt-Fink, ÖPNV-Nutzer Großregion

Moderation : Richard Graf, Journalist WOXX

Eine vollständige Transkription der Gesprächsrunde können Sie hier nachlesen: Große Region auf kleiner Spur

- ZUSAMMENFASSUNG -

1. Der europäische Kontext

Heiner Monheim erklärt, dass die Begründung für den mangelnden Fortschritt ein Konflikt in der europäischen Verkehrspolitik sei, die sich zu sehr auf den Bau „magistraler“, transeuropäischer Netze (Autobahnen und/ oder Schienenstrecken) konzentriert – sehr zum Nachteil der regionalen Netze, der „Euregios“. „Dabei ist deren Bedeutung riesig: 80 Prozent aller grenzüberschreitenden Personen- und Gütermobilität ist Nahverkehr!“

Eine Sicht, die Daniel Beguin teilt: „Der Conseil Régional der Lorraine war bei den Planungen der Trasse nach Budapest über das ‚TGV Est’-Projekt beteiligt. Die Teilnahme am Bau der Strecke reduziert natürlich die finanziellen Mittel die wir für regionsinterne und großregionale Projekte zur Verfügung haben.“

2. Das Auto in der Großregion und Luxemburg

Alle Rundtischteilnehmer stimmen der Äußerung von Nachhaltigkeitsminister Wiseler zu, dass „das große Problem die Hauptverkehrszeiten sind, da der öffentliche Verkehr simpel und einfach nicht die nötigen Kapazitäten hat, um das Fahrgastaufkommen zu bewältigen“.

Daniel Béguin gibt zu bedenken, dass „sogar, wenn wir es schaffen, mittelfristig deren Nutzung zu optimieren: Mit den vorhandenen Infrastrukturen werden wir niemals morgens und abends gleichzeitig 150 000 innerhalb von anderthalb Stunden per Zug vom Arbeitsplatz nach Hause bringen. Dafür bedarf es neuer Infrastrukturen, für deren Bau es derzeit weder die Mittel noch den politischen Willen gibt. 2030 wird ein Großteil der Lothringer daher immer noch das Auto nehmen.“

Um das Auto als Problem und gleichzeitig als Lösungsansatz drehen sich daher mehrere Lösungsvorschläge: Natürlich müsse das Angebot im öffentlichen Transport weiterhin ausgebaut, gleichzeitig aber auch Fahrgemeinschaften und auch das Car-Sharing gefördert werden.

Xavier Georges begründet diesen Fokus mit einer erstaunlichen Entwicklung, die derzeit in Belgien zu beobachten ist: „Die Zahl der Fahrgäste pro Auto hat in den letzten Jahren abgenommen, weshalb immer mehr Fahrzeuge auf der Straße sind, obwohl viele Leute auf die öffentlichen Verkehrsmittel umgestiegen sind.“

Anderer Meinung ist Heiner Mohnheim, der überzeugt ist, „dass die Verkehrswende unendlich mehr Qualität und Freiheit bringt als das aktuelle ‚Auto-Frust-Modell’, das vorrangig zur Vernichtung volkswirtschaftlicher Werte taugt und als Massenmotorisierungsmodell zur Ineffizienz verdammt ist“. Die politischen Prioritäten müssten konsequent zu Ungunsten der Autos gesetzt werden, damit der Straßenbau in Zukunft nicht weiterhin einen enormen politischen Rückenwind habe, während die Bahnprojekte wegen zaghafter und stiefmütterlicher Planung kaum voran kommen.

Ekkehart Schmidt-Fink meint, dass, um mehr Pendler zum Umsteigen auf öffentliche Transportmittel zu bewegen, Infrastrukturprojekte allein nicht ausreichen. „Ich fände ich es wichtig, dass man auch an die Nachfrage denkt. Nämlich die Herzen und Köpfe der Pendler, die entscheiden müssen, wie sie eigentlich fahren. Hier fehlt die Kommunikation, um die Leute von dem Irrglauben abzubringen, sie seien mit dem eigenen Auto flexibler. Viele können von diesem Statussymbol keinen Abstand nehmen, dessen Relevanz als Problem in der ganzen Mobilitätsdebatte unterschätzt wird.“

3. Luxemburg als Knotenpunkt

François Bausch möchte den Anteil vom öffentlichen Verkehr innerhalb der Stadt von heute 27 bis 2030 auf mindestens 40 Prozent erhöhen. Dafür muss die Politik sich auf sechs Punkte konzentrieren: „Die Infrastruktur, die Verbesserung des Angebots, die Intermodalität, das Car-Sharing (für das schon in einigen Monaten ein erstes Projekt umgesetzt wird), die Harmonisierung der Tarife in der Großregion, die Landesplanung und das Parkraummanagement.“

Heiner Monheim hat Luxemburg in Sachen Mobilität und Städteplanung immer für einen interessanten, wenngleich auch tragischen Fall gehalten, weil viele gute Projekte (u.a. der Tram) nicht umgesetzt wurden. Das vel’oh und das von Herrn Bausch erwähnte Car-Sharing seien ein gutes Beispiel dafür, „dass wir umdenken müssen und die Stellschraube dafür ist das Parksystem. Anstelle von Parkraum müssen Grünanlagen geschaffen werden, die städtische Lebensqualität ungleich mehr fördern. Mit der positiven Gestaltung des öffentlichen Raums bewegt man sich jenseits einer Politik von Zuckerbrot und Peitsche.“

Claude Wiseler ergänzt, dass derzeit auf den neun Hauptzugangsstraßen nach Luxemburg-Stadt Busspuren geplant werden. Gemeinsam mit dem Syvicol werde er in Kürze ein Parkraummanagementsystem für das ganze Land vorstellen.